Holy Wave: Five Of Cups

Holy Wave by James Oswald

Mit einem Mix aus Dream-Pop und Psychedelic-Rock lullt die US-Band Holy Wave ihre Hörer ein. Und kommt einer softeren Version von The War On Drugs recht nahe.

von Werner Herpell

Eine perfekte Beschreibung für die Musik der US-Dreampop-Band Holy Wave lieferte kürzlich das Online-Magazin „Northern Transmissions“: Der neue Song „Happier“ – nun würdiger Closer des aktuellen Albums – klinge, „als sei er aus einer Zeitkapsel geborgen worden, die bei einer Kommune im Kalifornien der 1970er vergraben war“. Diese Definition kann eigentlich für jeden der neun Tracks auf „Five Of Cups“ gelten – ohne dass bei all dieser seligen Psychedelic-Rock-Trägheit jemals Langeweile aufkäme.

Ein träumerischer Seventies-Sound

Holy Wave Five Of Cups Cover Suicide Squeeze

Zwar sind fast

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alle Lieder in ähnlichem (also: mittlerem) Tempo gehalten und auch ähnlich mittellang (zwischen vier und fünfeinhalb Minuten). Aber man gibt sich diesem träumerischen Seventies-Sound mit den sanften Vocals, gedämpften Drums und immer wieder leicht bekifften Gitarren-Soli gerne hin – die wabernde, schillernde Klangtapete entwickelt ihren ganz eigenen Reiz. Als wenn die frühen Pink Floyd und ein umnebelter Brian Wilson mit Real Estate und Beach House im Studio gejammt hätten – so muss man sich das Holy-Wave-Erlebnis in etwa vorstellen.

Im Tarot bedeute die Karte „five of cups“ Verlust und Schmerz, sie habe bei Sänger und Gitarrist Ryan Fuson auf dem Höhepunkt der Corona-Krise etwas ausgelöst, teilt uns das Holy-Wave-Label mit dem schönen Namen Suicide Squeeze zum fünften Band-Album mit. „Es wäre so einfach gewesen, abgestumpft und pessimistisch zu werden, also musste ich mich entscheiden, welche Perspektive ich einnehmen wollte“, erzählt der Texaner aus Austin. Fuson und seine Mitstreiter Joey Cook, Kyle Hager und Julian Ruiz stürzten sich also in die Arbeit und behielten die Tarot-Karte als eine Art Muse.

Holy Wave erkunden neue Regionen

Die Begrenzungen durch die Pandemie ermutigten Holy Wave, neue Regionen ihres Dream-Pops zu erkunden. So  ist das fast krautrockig voranmarschierende „Hypervigilance“ ein Höhepunkt des neuen Albums. Für „The Darkest Timeline“ holte sich die Band Verstärkung durch ihre Freunde Lorena Quintanilla und Alberto Gonzalez vom mexikanischen Psych-Pop-Duo Lorelle Meets The Obsolete, die dem Song wunderbar ätherisch klingende Gesangsschlieren untermischten. Ein weiteres Highlight ist der brillante Track „Nothing In The Dark“ mit einem motorischen Schlagzeug-Beat, über den sich zunächst hübsch verspielte, später mächtig aufwallende Gitarren und Fusons somnambule Vocals legen.

„Five Of Cups“ ist kein Album für die großen Aha-Effekte wie etwa das nicht ganz unähnliche „Lost In The Dream“ von The War On Drugs. Vielmehr schleicht sich diese Platte eher langsam an den (geduldigen) Hörer heran, nimmt ihn dann aber komplett für sich ein. Wer in diesem Sommer und Herbst in der so wärmenden wie (Klimakrise!) beunruhigenden Sonne gern einen sedierenden akustischen Trip einwerfen möchte, liegt bei dem bisher besten Werk von Holy Wave definitiv richtig.

Das Album „Five Of Cups“ von Holy Wave erscheint am 04.08.2023 bei Suicide Squeeze/Cargo Records. (Beitragsbild von James Oswald)

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